Autor: Christian Breyer Schön dass du dich für Clausthal interessierst, du wirst es sicher nicht bereuen. Ich bin, wie viele, sehr bewusst nach Clausthal gekommen. Habe mich zuvor informiert und mich dann für das Angebot hier entschieden. Die Erzählungen von den Zuständen an den Massenunis fand ich grausam und wollte dies auch auf jeden Fall vermeiden. Ich dachte mir, wenn die Uni klein ist, dann werden sich die sicher auch etwas um ihre Studenten kümmern und es wird dann besser und angenehmer klappen, vor allem der Einstieg ins Studium. Tja, was soll ich sagen, es kam anders. Es fing schon damit an, dass mich gegen Ende des ersten Semesters Profs mit Namen ansprachen, die ich nicht mal in einer Vorlesung hatte oder dass man sich bei Tee und Keksen über das letzte Semester unterhält was den gut lief oder noch verbessert wärden könnte, das gibt's wohl auch nur in Clausthal. Der Einstieg ins Studium fängt auch gut vorbereitet an, da alle Studenten vor Studienbeginn ein zweiwöchiges Mathe-Update bekommen (die Schule ist ja manchmal schon wieder weit weg), natürlich auch nicht den ganzen Tag, und die andere Zeit bekommt man viele gute Tipps von Studenten höheren Semesters, die einem dann zu allem Möglichen mit Rat und Tat zur Seite stehen und einem z.B. helfen wie man an Bücher ran kommt oder sich ins Uninetz einloggt – von der üblichen Anonymität an anderen Unis keine Spur. Das hat mir so gut gefallen, dass ich das dann später selbst mal gemacht habe und der "Bärchenführer" meiner "Bärchen" war. Im Studium selbst, klar bei Physik, sollte man schon etwas Liebe zum Fach mitbringen. Du brauchst zwar kein junger Einstein sein, aber etwas Feeling für die Physik wär schon nicht schlecht. Wie sagte man mir zu Beginn: "Christian, die Physik hat den grossen Vorteil, dass du mit zwei Sprachen überall auf der Welt klar kommst – Mathe und Englisch." Stimmt, ich schreibe das jetzt hier gerade in England, weil ich hier meine Studienarbeit zusammenbastle, aber die ganzen Veröffentlichungen (heissen dann schick "papers") sind eh alle auf Englisch verfasst und so geht das dann irgendwann von allein. Sorgen braucht man sich da auch keine zu machen, viele Physiker waren in der Schule in Englisch keine grossen Leuchten und am Ende ihres Studiums haben das alles hinbekommen. Das mit der Mathematik ist da eher etwas knifflig. Schlecht sollte man in Mathe nicht sein, sonst hat man ein schweres Leben, aber selbst Faraday kam über seine Buchbinderausbildung zur Physik und konnte zuvor nur lessen und schreiben. In den ersten beiden Jahren bekommt man dann alles an Grundlagen beigebracht was nötig ist um die (Physik-)Welt von heute verstehen zu können. Im Hauptstudium, das geht nach dem Vordiplom los, das hier in Clausthal alle nach dem zweiten Jahr machen, lernt man dann vieles über die moderne Physik und findet auch Zugang zu den aktuellen Technologien und vor allem zu den Arbeitsgruppen die sich damit beschäftigen. Wobei das eigentlich nicht ganz stimmt. Der grosse Vorteil in Clausthal ist, dass man schon sehr früh in die Arbeitsgruppen rein kommt, wenn man denn möchte. Nach dem ersten Jahr, dass immer recht ausgefüllt ist mit Prüfungen und der Eingewöhnung an das Unileben, steht einem Reinschnuppern in eine Arbeitsgruppe nichts mehr im Wege. Das ist in dieser Form an den Unis sehr selten. Tja, wie gesagt im Hauptstudium kann man sich dann auch aus dem Angebot was auswählen, was einem am meisten Spaß macht (mit Ausnahme dessen wo alle durch müssen). Hier hat man sehr viele Freiheiten und eine weitere Clausthaler Eigenart macht sich voll bezahlt: die Wege sind kurz, soll heissen auch unkonventionelle Ideen lassen sich mit guten Argumenten immer durchführen. Ich bin da das beste Beispiel: Einmal wollte ich unbedingt eine Vorlesung, die es bislang noch nicht gab, und nachdem ein paar andere Studenten das Thema auch gut fanden suchten wir uns einen Wissenschaftler der davon Ahnung hatte und schon gab's ne Vorlesung für uns, Studenten von anderen Unis meinen dann immer wenn ich das erzähle ich würde Späße machen. Dass ich jetzt meinen Auslandsaufenthalt mache habe ich zum guten Teil auch der tollen Unterstützung der Profs zu verdanken, die mal eben so extra für mich eine Kooperation der TU Clausthal mit der ausländischen Uni ins Leben ruften – mit dem ganzen organisatorischen Aufwand dabei! Dann gibt's da natürlich noch was anzusprechen. Clausthal ist die Stadt Deutschlands mit dem höchsten Männeranteil. Also Mädels das gibt's nicht oft. Für die Jungs hat das natürlich auch Konsequenzen, aber Wettbewerb belebt ja bekanntlich das Geschäft _. Sportlich ist hier auch einiges geboten, egal ob am Sportinstitut mit sehr vielen Angeboten oder in der Wald- und Teichlandschaft um Clausthal herum. Jogger und Mountainbiker, bzw. solche die das noch werden wollen, kommen hier jedenfalls absolut auf ihre Kosten. Solltest Du jetzt neugierig sein, dann schau doch einfach bei den Schülerinformationstagen mal vorbei, oder komm gleich mit der ganzen Klasse und verbinde das mit spannenden Versuchen im Schülerlabor, frag bei der studentischen Vertretung der sog. Fachschaft nach allem was Dich interssiert oder schick doch einfach dem Studienberater oder einem anderen Prof. eine eMail, nur keine Scheu, hier freuen sich alle auf neue Studenten. |